Soft Skills sind der Schlüssel zum Erfolg

Beruflich oder privat: Soft Skills sind jene Fähigkeiten, gut mit uns selbst und anderen umzugehen. Und das wird immer wichtiger. WIFI-Lehrgangsleiterin Gabriela Konrad verrät, warum.

Was genau sind Soft Skills?

Soft Skills sind jene Faktoren, die dafür verantwortlich sind, dass der kommunizierte Inhalt so ankommt, wie man ihn gemeint hat. Sie sind das Potenzial einer Person, mit Menschen und deren Handlungsweisen, aber auch gut mit sich selbst umzugehen. Man spricht auch von weichen Fähigkeiten oder sozialer Kompetenz, wie zum Beispiel Teamfähigkeit, Kommunikationsinstrumente, Konfliktfähigkeit, Einfühlungsvermögen. Soft Skills sind ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg – beruflich wie privat.

Auch in einer Welt, in der wir immer mehr über digitale Medien kommunizieren?

Umso wichtiger ist es, die digitalen Medien so zu nutzen, dass wir als Persönlichkeit einen guten und angemessenen Eindruck hinterlassen und uns in eine positive Beziehung zu anderen Menschen setzen. Denn egal, ob offline oder online: Letztlich geht es darum, Menschen zu erreichen. Das gilt für den/die Verkäufer/in ebenso wie für die Führungskraft. Gerade in der Führung gehören fehlende Soft Skills zu den Hauptursachen des Scheiterns. Wer kein Gespür für Kommunikation und die Bedürfnisse anderer hat, sich nicht ausdrücken und Menschen nicht in ihrer Welt abholen kann, ist nicht so erfolgreich wie gewünscht und verbittert immer mehr. Soft Skills helfen dabei, Beziehungen aufzubauen, zu erhalten und weiterzuentwickeln. Und Beziehungen haben wir in allen Lebensbereichen – mit Kundinnen/Kunden, Mitarbeiterinnen/Mitarbeitern, Kolleginnen/Kollegen, Partnerinnen/Partnern, Nachbarinnen/Nachbarn, Freundinnen/Freunden, Eltern, Kindern.

Wo liegen die meisten Defizite in Sachen zwischenmenschlicher Kommunikation?

Im Recht-haben-Wollen. Dabei ist es komplett egal, ob die Fakten stimmen oder nicht. Je mehr man darauf besteht, recht zu haben, umso mehr distanziert sich das Gegenüber. Recht haben bedeutet nicht Erfolg – im Gegenteil: Man wird umso einsamer und erfolgloser.

Wie soll man sich also verhalten, auch wenn man recht hat?

Das Wichtigste ist, den anderen verstehen zu wollen. Noch bevor man sich ausdrückt und vielleicht seine Meinung über die des anderen stellt. Wenn ich verstehen will, weckt das den Forschergeist in mir, denn ich lerne etwas dazu. Wer nur seinen eigenen Standpunkt kommuniziert, lernt nichts und entwickelt sich letztlich auch nicht weiter. Eine neue Perspektive hingegen macht schlauer, flexibler und kreativer. Und dann lassen sich Lösungen finden, die beiden gefallen und gut tun können.

Was ist wichtiger: zuhören oder reden können?

Das Zuhören, und zwar im Sinne von einfühlend zuhören. Wenn jemand wirklich aufmerksam, wertschätzend und einfühlend zuhören kann, fühlt sich die andere Person angenommen. Das verändert alles in der Kommunikation.

Welche Rolle spielt die Selbstwahrnehmung bei der Kommunikation?

Eine sehr große Rolle. Jede/r kennt das: Wenn man das erste Mal die eigene Stimme auf einer Aufnahme hört, kommt sie einem fremd vor. Genauso verhält es sich mit dem Selbstbild. So wie ich meine Stimme nur von innen höre, nehme ich auch meine Persönlichkeit nur von innen wahr, nicht aber von außen – so, wie andere mich sehen. Wie auch immer meine Selbstwahrnehmung ist, ob ich mich als Superstar oder Versager fühle, beides wirkt sich auf den Erfolg in meinem Leben aus. Unsere verzerrte Selbstwahrnehmung liegt vor allem daran, dass wir uns häufig kein Feedback von anderen einholen. Das ist ungemein wichtig: Das Selbstbild und das Fremdbild müssen trainiert und entwickelt werden.

Machen Soft Skills glücklich?

Wir Menschen sind soziale Wesen und brauchen Beziehungen, wir sind keine Einzelgänger/innen. Das Problem ist aber, dass wir zunehmend vereinsamen, weil wir bestimmte Erziehungsprozesse nicht mehr erleben.

Wir sind soziale Wesen und brauchen Beziehungen. 

Das beginnt schon bei den Familien: Früher sind Menschen in großen Gruppen aufgewachsen, in der Gemeinde hat jede/r auf jede/n aufgepasst, die Großfamilie hat gemeinsam gegessen und sich ausgetauscht – verbal und nonverbal. Heute gibt es viele Alleinerziehende und großteils kleine Familien. Durch die Konzentration auf kleine Einheiten fühlen sich Menschen oft hilflos in der Kommunikation mit anderen und finden sich nicht zurecht. Wer es aber versteht, natürlich, angemessen und elegant zu kommunizieren, kann sich auch in der Gruppe gut positionieren und wird glücklicher und zufriedener werden. Und das ist glücklicherweise lernbar – in jedem Alter! Nicht zuletzt ist Netzwerken in allen Lebensbereichen relevant.

Wer kommt zu Ihnen in die Soft-Skills-Akademie?

Menschen, die sich beruflich weiterentwickeln oder ihre Führungskompetenzen ausbauen wollen. Denn die außerfachlichen Fähigkeiten sind – neben der fachlichen Qualifikation – eine wichtige Voraussetzung in nahezu jedem Job und können gezielt trainiert werden. Andere kommen, weil sie sich in ihren Beziehungen schwer tun oder mit ihrer Kommunikation Schwierigkeiten haben.  Viele kommen aber auch in die Soft-Skills-Akademie, weil sie sich stark entwickeln und verändern wollen – beruflich und persönlich –, und begeben sich auf die Suche nach Antworten auf Fragen wie „Wer bin ich, was kann ich und wohin will ich?“.

Die WIFI-Soft-Skills-Akademie

Gabriela Konrad ist Lehrgangsleiterin der WIFI-Soft-Skills-Akademie, in der man die „weichen Fähigkeiten“ trainieren kann. Im Rahmen von Seminaren und Kleingruppen-Treffen werden Wahrnehmung und das Kommunikationsverhalten geschärft. So eröffnen sich neue Wege zum Ich und zur Umwelt. Zahlreiche Studien belegen, wie wichtig Soft Skills für den beruflichen, aber auch für den privaten Erfolg sind. Auf Basis wissenschaftlicher Theorien und mit praktischen Übungen werden, ausgehend vom eigenen Verhalten, Inhalte und Modelle gezeigt und geübt, um soziale Kompetenz auszubauen und die eigene Persönlichkeit zu entwickeln.

Tipp für den positiven ersten Eindruck – Sie haben 0,3 Sekunden Zeit!

Der erste Eindruck hat oft gar nichts mit dem Gegenüber zu tun, sondern mit den eigenen Erlebnissen und den eigenen Mustern. Ein Beispiel: Lernt man einen Menschen kennen, der einer Person ähnlich sieht (was uns meist gar nicht bewusst ist), mit der man schlechte Erfahrungen gemacht hat, dann ist der erste Eindruck möglicherweise negativ, obwohl sie oder er gar nichts falsch gemacht hat. Daher: Versuchen Sie möglichst schnell, an der anderen Person etwas zu finden, das Sie mögen können. Das kann zum Beispiel auch nur das Lächeln, die Haare oder die Kleidung, die Brille oder die Stimme sein – und denken Sie bewusst daran. Wenn Sie den/die andere/n sympathisch finden, dann ist das umgekehrt mit hoher Wahrscheinlichkeit genauso, denn die Gedanken erzeugen eine Wirkung in der Körpersprache. Auf diese Weise können Sie den ersten Eindruck auch durchaus überlisten.

Fotos von Gabriele Konrad und von WIFI Österreich zur Verfügung gestellt.