Robotik: Investition in die Zukunft

Kärntens Unternehmen setzen zunehmend auf Robotertechnik. Um dafür qualifizierte Mitarbeiter auszubilden, bietet das WIFI seit kurzem Lehrgänge in Roboterprogrammierung mit der modernsten, modularen Roboter-Schulungszelle des Landes an.  

Vor Jahrzehnten waren sie in den Köpfen der Menschen bloße Science-Fiction und weit entfernte Zukunftsmusik, heute sind sie aus der Technikbranche nicht mehr wegzudenken. Roboter programmieren Maschinen, bauen Autos, kommunizieren untereinander, erledigen einfache wie hochkomplexe Arbeitsschritte und verdrängen den Menschen dabei immer mehr von seinem beruflichen Tätigkeitsfeld. Oder doch nicht? Liegt in der Industrie 4.0, die derzeit in aller Munde ist, vielmehr eine Chance zur beruflichen Aus- und Weiterbildung? WIFI-Werksmeister Harald Biedermann sieht darin keinen Wettstreit à la „Mensch gegen Maschine“, sondern vielmehr neu entstehende Berufsfelder innerhalb der Technik- und Industriebranche. Künstliche Intelligenz funktioniert letztlich eben auch nur im Zuge menschlicher Vorprogrammierung. Und auf die Frage, wie man einen Roboter überhaupt programmiert, haben er und das WIFI die Antwort. Denn seit November des vergangenen Jahres wird ein einzigartiges, hochmodernes Kursangebot im Bereich der Roboterprogrammierung angeboten. Eine hochmoderne, modulare Roboter-Schulungszelle im Wert von 50.000 Euro wurde eigens dafür angeschafft.

Bereit für den Roboter-Kollegen

„Großunternehmen wie Infineon, Magna und Flex arbeiten bereits mit solchen Maschinen. Um der stetig voranschreitenden technischen Entwicklung Rechnung zu tragen, hat das WIFI eine Roboter-Schulungszelle des deutschen Unternehmens KUKA erworben, um die Arbeitskräfte dahingehend zu qualifizieren“, berichtet Harald Biedermann. Die Vorteile liegen klar auf der Hand: Hat ein Betrieb qualifiziert geschultes Personal, werden Zeit und Geld gespart und das eigene Know-how im Unternehmen gebündelt. Denn jede Prozessunterbrechung kostet.

Einfache Arbeiten werden von den KUKA-Robotern übernommen, die Mitarbeiter können sich somit auf komplexere Prozesse konzentrieren und erlernen neue Fähigkeiten und Kenntnisse.

Wer den WIFI-Lehrgang besucht, kann am Arbeitsmarkt nur profitieren: Man erhält Grundkenntnisse im Aufbau von Industrierobotern, erlernt, wie man diesen in Betrieb nimmt, Programme aufruft und startet, Dateien speichert, programmierte Bewegungen erstellt und ändert. Die gesamte Handhabung wird präzise erklärt und geschult.

Intelligente Automatisierung

Ganz bewusst entschied man sich für eine Roboterschulungszelle der Marke KUKA. Das in Augsburg ansässige Unternehmen gilt als Vorreiter in der Roboterprogrammierung, zudem nutzen mehrere Kärntner Firmen deren Systeme. KUKA bietet seinen österreichischen Kunden ein gut verflochtenes Servicenetz mit einer Zweigstelle in Linz. Die regionalen Betriebe benötigen die Roboter hauptsächlich für Automatisierungsverfahren, erklärt Biedermann: „Die Anwendungsbereiche sind hierzulande sehr vielfältig, hauptsächlich werden sie in der Auto- und Logistik-Industrie eingesetzt sowie bei Bestückungsautomaten und im Sondermaschinenbau.“

Robotik als Schnäppchen? Fehlanzeige

So vielfältig deren Einsatz, so variabel ist der Preis. Die kleinsten Robotersysteme liegen preislich bei 30.000 Euro, nach oben hin gibt es schier keine Grenzen. Der momentan größte KUKA-Roboter kostet etwa 350.000 Euro, komplexe Fertigungsstraßen halten einen Marktwert von rund 10 Millionen Euro. Letzte finden in der internationalen Autoindustrie Verwendung, wie man am Beispiel des deutschen VW Konzerns in Wolfsburg sehen kann: Dort baut sich das Auto bereits selbst, die Roboter kommunizieren in jedem Arbeitsschritt untereinander, die spezialisierten IT-Experten achten lediglich darauf, dass der Prozess am Laufen gehalten wird, bis letztlich das fertige Fahrzeug zur ersten Testfahrt freigegeben wird. Ausgefeilte, hochpräzise Technik, wie sie in Kärnten noch nicht eingesetzt, in Deutschland täglich zelebriert wird.

Schreckgespenst „Künstliche Intelligenz“

Das bekannte Schreckensszenario, dass der Einsatz von Künstlicher Intelligenz den Menschen als Arbeitskraft per se verdrängt, hält Harald Biedermann für übertrieben: „Jene Berufe, die künftig automatisiert funktionieren, werden sterben, das ist korrekt. Den klassischen Fließbandarbeiter wird es nicht mehr lange geben. Dafür entwickeln sich viele neue Positionen. Es braucht qualifiziertes Personal, sogenannte Roboterdoktoren, die die Anlagen bedienen können.“ Mitunter ein Grund, warum das WIFI Kärnten in diesen neuen Ausbildungsweg investiert und Lehrlingen wie langjährigen Mitarbeitern die Möglichkeit geben möchte, sich dahingehend weiterzubilden und umzuschulen. Die Künstliche Intelligenz hat längst überall Einzug gehalten: In der Lebensmittelindustrie, im Gesundheitswesen, der Medizin sowie im Haushalt. Schon vor zehn Jahren hatte Harald Biedermann seine ersten Berührungspunkte mit Robotersystemen: „Der Vorteil ist, dass sie sehr prozesssicher sind. Probleme entstehen nur dann, wenn sie überhitzen oder in Anwendungen programmiert werden, wo der Schutz vor Temperaturen von 80 Grad aufwärts nicht mehr gegeben ist.“

Auch Roboter altern

Trotz aller fortschrittlichen Entwicklungen lässt sich eines nicht verhindern: Auch Roboter altern. „Je intensiver deren Einsatzbereich, desto schneller werden sie alt“, führt Biedermann weiter aus: „Man kann den Alterungsprozess am besten mit einem Auto vergleichen. Je mehr man fährt, desto schneller altert das Fahrzeug, desto mehr Verschleißteile müssen erneuert werden, desto mehr Serviceleistungen sind nötig.“

„Weiterentwicklung ist Zukunft“

Der Werksmeister selbst ist schon seit Jahren von der Robotik fasziniert und hat die nötigen Kurse für KUKA Robotersysteme in Linz und Deutschland absolviert. Bleibt zuletzt nur noch die Frage offen, woher sein Antrieb, seit 2004 am WIFI Kärnten sein Fachwissen in Sachen Programmierung und Robotik weiterzugeben, eigentlich kommt: „Ich bin seit 33 Jahren im Geschäft, habe mittlerweile sechs Berufe erlernt und unheimlich viele Entwicklungsschritte in meinen Bereichen gesehen. Die Forschung dreht sich immer weiter und es macht mir Spaß mein Know-How weitergeben zu können. Ich sehe in jeder Weiterentwicklung eine Chance. Das ist für mich Zukunft.“