Die Fachkräfte der Zukunft ausbilden

Junge Menschen motivieren, mit ihnen gemeinsam den Grundstein für ihr berufliches Mosaik legen und helfend zur Seite stehen, wenn sie ihre ersten Schritte am Arbeitsmarkt wagen – all das lernen Kärntens Unternehmer im Zuge des WIFI-Ausbildertrainings.

Lehrberufe sind in Kärnten derzeit so gefragt wie nie: Fast in allen Branchen finden sich offene Lehrstellen. Gerade in der Gastronomie sucht man vermehrt Nachwuchs und versucht verstärkt, die Jugendlichen über die Ausbildung zu informieren und Vorzüge und Karrieremöglichkeiten im Tourismus hervorzuheben. Diese Vorgehensweise trägt bereits erste Früchte: Die Statistiken zeigen, die Jugend reagiert zusehends auf die steigende Nachfrage. Mit Stand von 31.12.2018 verzeichnete man in Österreich 107.915 Lehrlinge. „7.121, also 6,6 Prozent davon haben ihre Lehrstelle in Kärnten“, informiert WIFI-Trainer Dietmar Langer. „Das entspricht einem Zuwachs zum Vorjahr von 0,4 Prozent.“ Die Zahl mag vorerst klein erscheinen, ein Wandel am Arbeitsmarkt zeichnet sich dennoch ab. Viele Jugendliche suchen den Weg nach dem Schulabschluss in die Lehre oder greifen auf die Möglichkeit der Lehre mit Matura zurück und begeistern sich so immer mehr für diese Art von Ausbildung.

Spezielles Ausbildertraining

Womit wir beim Stichwort Ausbildung angelangt wären, denn Lehrlinge ausbilden dürfen laut Gesetz längerfristig nur Personen, welche sich vorab einem zertifizierten Ausbildertraining unterzogen haben. Das WIFI Kärnten bietet ein solches in Klagenfurt sowie in sämtlichen Bezirksstellen flächendeckend an. Sollte ein Unternehmen größeren Bedarf haben, wird ein solches Training betriebsintern, also als Firmen-Intern-Training, organisiert. Dabei drücken die künftigen Ausbilder wieder die „Schulbank“ und erlernen praxisnah die pädagogischen, psychologischen und rechtlichen Grundlagen, um sich optimal auf ihre Aufgabe vorzubereiten.

Die Zielgruppe ist komplett bunt gemischt. Zu uns kommen Fachleute aus der Gastronomie, dem Handel, aus der Industrie und den Sparten Gewerbe und Handwerk.

Dies deckt sich praxisnah mit den Zahlen: Österreichweit gesehen, finden sich die beliebtesten Lehrstellen bei Mädchen im Einzelhandel mit 8.058 Lehrlingen und bei den Burschen in der Metalltechnik mit 9.848 Lehrlingen (beide Zahlen mit Stand 2018). Dicht gefolgt von den Ausbildungen zur Bürokauffrau (3.963) und Stylistin (3.202) auf weiblicher und Elektrotechnik (8.548) sowie Fahrzeugtechnik (7.110) auf männlicher Seite. Zusätzlich positiv gestaltet sich der Trend der zur Verfügung stehenden Ausbildungsbetriebe. Mit einem Plus von 2.101 Betrieben hat man in Österreich 99.613 Unternehmen, die Lehrlinge ausbilden. Der Bedarf an qualifizierten Lehrlingsausbildern ist also mehr denn je gegeben.

Das Training im Detail

Im Ausbildertraining selbst soll ein umfassender Überblick über die verschiedenen pädagogischen Unterrichtsformen gegeben werden. „Die Teilnehmer erhalten grundlegende Informationen über gewisse Lehrmethoden“, berichtet Dietmar Langer. Wie motiviert man Jugendliche? Wie stellt sich die Kommunikation mit ihnen dar? Auf all diese Fragen werden Antworten gesucht. Und natürlich gefunden. Sehr stark nachgefragt wird vor allem der rechtliche Teil. Denn das Kinder- und Jugendbeschäftigungsgesetz (KJBG) ist zurecht umfangreich und viele der Ausbilder verlieren im unübersichtlichen Paragraphendschungel schon mal den Überblick. Erst mit der Vollendung des 15. Lebensjahres, beziehungsweise mit dem Auslaufen der Schulpflicht dürfen Teenager arbeiten. Davor ist dies gesetzlich nicht zulässig, auch nicht im Rahmen eines Lehrverhältnisses. Für Jugendliche bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres enthält das KJBG genaue Regelungen über die Arbeits- und Ruhezeiten.

Beispiele gefällig?

Ruhepausen sind spätestens nach sechs Stunden zu gestatten. Nach Beendigung der täglichen Arbeitszeit ist den Jugendlichen eine ununterbrochene Ruhezeit von mindestens zwölf Stunden zu gewähren. Zudem dürfen Jugendliche in der Nachtzeit von 20 bis sechs Uhr nicht beschäftigt werden. Gerade in diesem Punkt beginnen die kleinen, aber feinen Ausnahmen für die Gastronomiebranche: Hier dürfen Lehrlinge über 16 Jahre bis 23 Uhr im Betrieb arbeiten. Für Musikaufführungen, Theatervorstellungen und dergleichen mehr gilt selbiges und wer das Handwerk zum Bäcker erlernt, darf mit vollendetem 15. Lebensjahr bereits um vier Uhr mit Arbeiten, die der Berufsausbildung dienen, beginnen. Jede Branche muss somit individuell beleuchtet werden. Eine Aufgabe, der Dietmar Langer in dem 40-stündigen Kurs gerne nachkommt. Auch was die steigende Suchtproblematik unter Jugendlichen betrifft. „Drogenkonsum und Alkoholmissbrauch sind leider immer wieder Themen, mit denen wir uns professionell auseinandersetzen müssen, um im Hinblick auf die Betroffenen unterstützend zu agieren.“

Gemeinsam Zukunft gestalten

Die Lehrlingsausbildung ist aufgrund des steigenden Fachkräftemangels in Zukunft von großer Bedeutung für Kärnten. Die so oft zitierte Gefahr vor der Industrie 4.0 und dem daraus resultierenden Wegfall von Arbeitsplätzen sieht Langer nicht. Für ihn liegt darin vielmehr eine Chance: „Einen Bedarf an Fachkräften, die diese Maschinen warten und instand halten, wird es immer geben. Es ist wichtig, dass die Motivation zwischen Ausbilder und Lehrling stimmt. Jugendliche sollten nicht in einen Lehrberuf gedrängt werden, sondern sich vielmehr aus eigenem Interesse heraus für den jeweiligen Weg entscheiden. Wer durch eine Schnupperlehre bereits erste Erfahrungen sammeln konnte und mit Spannung und Freude die künftige Arbeit erlernen möchte, wird dem Betrieb letztlich viel mehr an Wertschöpfung zurückgeben können, als junge Menschen ohne Antrieb und Perspektive. Das Zwischenmenschliche spielt eine große Rolle.“ Denn eine Begeisterung für etwas weitergeben, kann schließlich nur derjenige, der diese im Beruf selbst jeden Tag aufs Neue spürt.

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