Austria Guide – Die Schönheit der Heimat anderen zeigen

Stadttouren, Radausflüge, Genussspaziergänge, Kirchenführungen, Verkostungen. Heute gibt es unzählige spannende Möglichkeiten, um als Austria Guide, also staatlich geprüfter Fremdenführer, Gästen die Besonderheiten eines Ortes näher zu bringen. Was das Tolle an diesem Beruf ist und welche Voraussetzungen man dafür mitbringen muss, erzählt Rotraut Jungbauer.

Tausend mal durch die Altstadt gelaufen, aber das eine Detail an der Fassade mit seiner spannenden Geschichte ist noch nie aufgefallen. Genauso wie der kleine Hofladen beim Biobauern in der Straße um die Ecke. Oder überhaupt das erste Mal an einem Ort? Dann ist jeder noch so kleine Insidertipp wertvoll.

Gut, dass es dafür die Austria Guides gibt. Das sind staatlich geprüfte Fremdenführer, die ein Land auf sympathische und kompetente Weise präsentieren. Ein abwechslungsreicher Beruf, der auch Quereinsteigern tolle Möglichkeiten eröffnet. Aber er darf nicht einfach so ausgeübt werden. Dafür braucht es eine Befähigungsprüfung. Im WIFI Kärnten können sich Interessierte mit einem umfassenden Kurs auf die Prüfung vorbereiten. In 720 Lehreinheiten erhalten die Teilnehmer das Rüstzeug für die Arbeit als Fremdenführer.

Ein Beruf mit vielen Vorteilen

Auch Rotraud Jungbauer hat diese Ausbildung absolviert und arbeite zuvor als Übersetzerin. „Die Motivation war für mich, wieder mehr Kontakt zu Menschen anderer Länder zu haben und meine Sprachkenntnisse einsetzen zu können, das heißt, die Fremdsprachen mehr sprechen zu können. Als Übersetzerin bin ich viel vor meinem PC gesessen, das wurde mir zu einsam“, erzählt Jungbauer. Für sie war es eine ideale Ergänzung zu ihren anderen Tätigkeiten. „Die Hauptsaison ist die Sommerzeit. Wer seine Stadt oder Region gerne herzeigt, im Sommer Zeit dafür hat, und sich ein zweites Standbein aufbauen will, der findet als Austria Guide viele Möglichkeiten dazu“, verrät die Fremdenführerin.

Gerade dieser Job bringt sehr viel Selbstbestimmung mit sich. Man kann den Beruf intensiv ausüben, aber auch nur einige Führungen pro Monat machen. Ideal für alle, die etwas mit Tourismus oder Sprachen zu tun haben. „Es gibt viele Regionen, die neue Gästeschichten erreichen wollen und gerade dort haben wir noch viele Möglichkeiten, Programme und Führungen anzubieten“, weiß Jungbauer. Die Nachfrage nach guten Fremdenführern ist in Kärnten immer gegeben. Die Zahl der Gäste nach wie vor im Steigen.

Basis für den Erfolg

Wer als Fremdenführer erfolgreich sein will, muss Sprachkenntnisse mitbringen, den Mut haben vor anderen Menschen zu sprechen, Liebe zum eigenen Land sowie Interesse für Geschichte, Geografie und Kunst haben. Dementsprechend ist auch die Ausbildung breit gefächert und in drei große Abschnitte unterteilt. Nach einem ausführlichen Theorieteil geht es an die Praxis mit Übungen, Lehrausgängen und Exkursionen.

Praxisübungen sind Einheiten, bei denen die Kursteilnehmer selber vor der Gruppe sprechen. Sie erhalten vorher ein Thema zur Ausarbeitung, welches sie dann präsentieren. Gesprochen wird im Freien, am Mikrofon im Bus und im Unterrichtsraum am WIFI.

Die Exkursionen sind Ausflüge, bei denen die Kursteilnehmer eine kulturelle Stätte besuchen und Erklärungen durch die Experten erhalten, die dort tätig sind. Zum Beispiel geht es zur Ausgrabungsstätte am Magdalensberg. Ausgestattet mit viel Schreibzeug und Handy zum Fotografieren, werden die Teilnehmer durch die Anlage geführt und erhalten alles Wissenswerte sowie Anleitungen, wie am besten geführt werden soll und was unbedingt erzählt werden sollte. „Dazu gehören aber auch Informationen, die die Organisation der Führung betreffen: wo parkt der Bus, wo sind Toiletten, Andenkenladen, wieviel Zeit plane ich ein für eine Führung, wie melde ich meine Führung an, und vieles mehr“, erzählt Jungbauer.

Vielfalt an Möglichkeiten

Die Ausbildung endet mit einer Konzessionsprüfung. Die Konzession gilt für ganz Österreich. „Ich darf als Fremdenführer Einzelpersonen und Gruppen führen, im Bus und auf der Straße Erklärungen abgeben, in Museen und anderen kulturellen Stätten Führungen machen, außer in jenen Häusern, die aufgrund eines eigenen Hausrechtes diese Führungen selbst machen“, klärt Jungbauer auf.

Reisen dürfen Fremdenführer nicht anbieten. Das fällt in den Bereich der Reisebüros. „Ich darf allerdings in Zusammenarbeit mit einem Reisebüro Ausflüge und Reisen ausarbeiten. Die Gäste buchen über das Reisebüro und ich mache als Fremdenführerin dann die Führungen. Fremdenführer dürfen nämlich auch als Reisebegleiter arbeiten.“

Fremdenführer sind wieder gefragt

Ausflüge, Führungen, Spaziergänge. Es sind viele Möglichkeiten, die einem Fremdenführer offen stehen. Der Tourismus ist in Kärnten ein ganz wichtiger Wirtschaftszweig. Die Gäste erwarten heute zunehmend mehr Abwechslung und Unterhaltung während ihres Aufenthaltes. „Eine Führung beschränkt sich nicht darauf, Kirchen und schöne Villen herzuzeigen, führen heißt auch, Radtouren zu machen, Geografie und Brauchtum zu erklären, Genussläden, Biobauern, Sportmöglichkeiten, Verkostungen, Museen, Ausgrabungsstätten zu zeigen, Geschichten und Geschichte für Kinder zu erzählen und vieles mehr“, berichtet die Lehrgangsleiterin.

Ausgangspunkt dafür ist ein gutes Basiswissen über die Region und die Bereitschaft, ständig weiter zu lernen. Es brauche auch Geduld und Freundlichkeit, Mut zur Eigeninitiative, Humor sowie Offenheit für andere Einstellungen und Kulturen.

Schöne Momente mit anderen teilen

Das wird mit vielen schönen Momenten belohnt. „Ich denke mir so oft, wenn ich mit meinen Gästen auf dem Schiff am Wörthersee fahre oder die Berge um Bad Kleinkirchheim erkläre, wie schön es doch ist, dass ich mit meiner Gruppe ‚auf Urlaub‘ bin, während andere beim herrlichen Sonnenschein im Büro sitzen müssen“, erzählt Jungbauer.

Manche Situationen bleiben unvergesslich. So war sie einmal mit einer Gruppe französischer Gäste unterwegs. Während der Führung hörten sie aufmerksam zu und waren sehr still. Nur wenige kamen mit sehr konkreten Fragen. „Ich war am Abend nach der Führung nicht sicher, ob die Gruppe zufrieden gewesen ist. Am nächsten Tag hatten wir Treffpunkt in einem Restaurant am Ende des Mittagessens für eine Nachmittagsführung. Als ich in das Restaurant gekommen bin, sind alle Gäste dieser Gruppe aufgestanden und haben mir applaudiert.“

Wenn auch Sie Interesse haben, unseren Gästen die schönsten Seiten unseres Landes zu zeigen, dann machen Sie die Ausbildung zum Fremdenführer!

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