Giftbeauftragtenkurs – Lernen im top-modernen Labor

Rein in den Labormantel, Schutzbrille auf und die Reise in die Welt der gefährlichen Chemikalien beginnt. Unter Einhaltung aller Sicherheitsvorgaben und mithilfe einer top Ausstattung wird im neuen Labor an der HTL Mössingerstraße den Giften auf den Grund gegangen. Direkt bei praktischen Übungen und Versuchen eignen sich die Teilnehmer des Giftbeauftragtenkurses praktisches Wissen an und lernen den sachgerechten Umgang mit Chemikalien.

Ein Gelehrter in seinem Laboratorium ist nicht nur ein Techniker; er steht auch vor den Naturgesetzen wie ein Kind vor der Märchenwelt.

So soll die berühmte Chemikerin und Physikerin Marie Curie gesagt haben. Und noch heute ist es ein bisschen so, wenn die Teilnehmer des Giftbeauftragtenkurses am WIFI Kärnten das erste Mal das neue Labor in der HTL Mössingerstraße betreten. Hier warten gut getarnt hinter der weißen, sterilen Einrichtung viele Aha-Momente der Naturwissenschaft.

Sofort stechen die modernen Schutzvorrichtungen und Messgeräte ins Auge. Darauf ist Dr. Daniel Cas von der HTL Mössingerstraße besonders stolz. Schließlich gehört das Labor zu den best ausgestatteten des Landes. Und das öffnet für Kursteilnehmer neue Möglichkeiten des Lernens. Kleine Teilchen werden blitzschnell unter dem Mikroskop ausgewertet und am Bildschirm analysiert.

Praktische Übungen und eigene Versuche mit dem Messbecher in der Hand, professionell geschützt vor gefährlichen Dämpfen hinter der Glaswand, stärken das Erfahrungswissen und das Bewusstsein für den sachkundigen Umgang mit Giften. Damit wird aus vorgeschriebenen Bestimmungen und Verhaltensweisen ein nachvollziehbares und logisches Verhalten im Alltag.

Von der Wissenschaft zur Weiterbildung

Das Labor kennt Cas wie seine Westentasche. Der Kärntner hat selbst am BG/BRG Mössingerstraße maturiert und 2004 in Graz zu studieren begonnen. Der Abschluss im Fach „Diplom Chemie“ erfolgte dann 2011 im Schwerpunkt anorganische Synthesechemie. Dort hat sich Cas mit der biomimetischen Synthese von aktiven Zentren von Enzymen befasst, um mögliche biologische Wirkungsweisen und potenzielle Katalysatoren zu untersuchen. Anschließend hat er die Promotion an der Universität Kassel zwischen 2012 und 2016 im Bereich chemische Hybridmaterialien mit dem Forschungsfokus auf Halbleiterkeramikvorstufen abgelegt, ehe er 2016 zurück nach Kärnten gekommen ist, um sich der Ausbildung junger Menschen zu widmen.

Was im Labor alles möglich ist

Seit September 2016 unterrichtet er an der HTL Mössingerstraße. Mit dem Ausbildungsschwerpunkt „Analytische Chemie und Digitalisierung“ hat die HTL die entsprechende Laborausstattung, um praktische Einblicke in die Chemie zu geben. „Natürlich legen wir großen Wert auf die chemische Analyse, dementsprechend die quantitative und qualitative Bestimmung von Stoffen. Wir geben Einblick, inwieweit gewisse Stoffe nachweisbar sind und welche Wirkung diese entfalten“, erklärt Cas, während er den Messbecher in die Luft hält.

Hier kann man unter Laborbedingungen auch die Auswirkungen gewisser Stoffe auf Gewebeproben aller Art durchführen. Biologisch aktive Substanzen können untersucht werden und auf die biochemischen Auswirkungen auf Gewebeproben untersucht werden. So kann man sich zum Beispiel ansehen, wie DNS durch einzelne Stoffe verändert wird und was Säuren mit gewissem Gewebe wirklich anstellt. „Die Arbeit im Labor ermöglicht all dies ohne Eigengefährdung und ohne Unsicherheit, ob man jetzt alles richtig macht. Vielleicht nimmt es auch etwas die Angst vor den Naturwissenschaften“, sagt der Naturwissenschaftler.

Sicherheit geht vor – im Labor und im Betrieb

„Ich habe im Studium immer mehr Gefallen an Weiterbildung anderer gefunden“, sagt Cas. Die Forschungsarbeit, die er als Wissenschaftler machte, sei nicht einfach gewesen. „Für die durchzuführenden Synthesen waren diverse Sicherheitsvorkehrungen notwendig. Sowohl inerte Methoden als auch explosive Ausgangsmaterialien waren immer zentraler Teil der Arbeit. Ich hoffe, weitergeben zu können, dass man entsprechende Vorkehrungen treffen muss, einerseits um die gewünschte Reaktion herbeizuführen, andererseits um zu verhindern, dass man sich oder andere gefährdet. Das beginnt in der Schule, soll aber natürlich auch überall anders Anwendung finden. Dementsprechend möchte ich dieses Wissen weitergeben.“

Bedeutung der Giftbeauftragten

In Unternehmen ist es nicht immer einfach, über alle Gefahren eines Produktes Bescheid zu wissen. Aber jeder, der mit potenziell gefährlichen Substanzen arbeitet, muss deren Gefahrenpotenzial kennen. „Beim Giftbeauftragtenkurs bieten wir einen Einblick in die gesetzlichen Grundlagen der Chemikalienhandhabung. Ich hoffe, dass man das notwendige Wissen weitergeben kann, auch an jene, die kein entsprechendes Studium oder keine entsprechende Ausbildung auf diesem Gebiet vorweisen“, sagt Cas.

Ohne es vielleicht bewusst wahrzunehmen, kommen viele bei ihrer täglichen Arbeit mit gefährlichen Chemikalien in Kontakt. „Normalerweise nehmen Menschen am Giftbeauftragtenkurs teil, weil sie beruflich mit diesen Dingen zu tun haben. Aber das müssen nicht nur Chemiebetriebe sein, auch Wasserwarte oder Bienenzüchter können mit Giften in Kontakt geraten. Und nur wer über die Gefahren Bescheid weiß, darf auch offiziell mit diesen Dingen arbeiten“, erklärt Cas.

Aufgabe mit Verantwortung

Im Grunde muss ein guter Giftbeauftragter wissen, welche Gefahren von einem Stoff ausgehen und wie diese zu handhaben sind. „Man weiß, was andere nicht wissen und ist dazu verpflichtet, sicher zu stellen, dass Unwissende sich nicht unnötig gefährden. Die Verantwortung, die man hat, ist groß. Die Arbeit muss gewissenhaft erledigt werden, schlussendlich sorgt man dafür, dass alle gesund bleiben“, sagt Cas. Natürlich könne man nicht die Gefahren jeder Substanz dieser Welt kennen, aber man sollte wissen, wo man nachzusehen hat und wie die dort dargebrachte Information zu verstehen ist.

Schlussendlich sind Unternehmen mit verantwortlich, dass die Sicherheit gewährleistet ist und niemand unnötiger Gefahr ausgesetzt ist. „Man ist aber auch damit beschäftigt, den Mitarbeitern die Angst vor gewissen Dingen zu nehmen. Der Umgang mit Chemikalien ist nicht anders als mit anderen Stoffen, es gelten nur Regeln in der Handhabe“, erklärt der Chemiker.

Sein Tipp an alle: „Sehen Sie sich an, wie oft chemische Dinge im Alltag vorkommen und wie oft Dinge im Alltag mit Kennzeichnungen versehen sind. Dennoch nehmen wir die meisten Dinge, auch zurecht, als relativ ungefährlich und normal an. Interessieren Sie sich für das Wie und das Warum.“ Oder wie es einst Marie Curie formulierte: „Man braucht nichts im Leben zu fürchten, man muss nur alles verstehen.“

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Fotos: Anita Arneitz