White Room: Mehr Platz für Kreativität

Moderne Kursräume schaffen Kommunikationsstrukturen und sorgen mit ihrer Flexibilität für mehr Offenheit beim Denken. Wie das Lernen und Lehren im neuen White Room im WIFI Klagenfurt gelingt, verrät Dr. Ines Krajger vom Institut für Innovationsmanagement und Unternehmensgründung der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt.

Weiße Wände, die beschrieben werden dürfen. Ein Raum, der flexibel abgetrennt werden kann. Stühle mit Rollen, die für Bewegung sorgen und ein helles Ambiente. Wer ein klassisches Setting aus dem Unterricht gewöhnt ist, ist zunächst einmal irritiert, wenn er das erste Mal den White Room im WIFI Klagenfurt betritt. Hier wurde ein innovativer Raum für das Lernen geschaffen – nach dem Vorbild des „inspireLab!“ an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt. Ab sofort können Lehrende des WIFI Kärnten den White Room benützen, aber auch Externe können diesen je nach Verfügbarkeit mieten.

Premiere für den White Room

Eine der Ersten, die mit dem White Room gearbeitet hat, ist Dr. Ines Krajger vom Institut für Innovationsmanagement und Unternehmensgründung der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt. Mit den Teilnehmern des Universitätslehrganges Business Manager MSc setzte sie sich zwei Tage lang intensiv mit strategischem Management und komplexen Fallbeispielen auseinander. Dabei geht es vor allem um die Anwendung von Theorie in der Praxis. „Wir bauen Erfahrungswissen auf und sehen uns an, was in Unternehmen wirklich gebraucht wird und auf welche Stolpersteine es zu achten gilt“, erklärt Krajger.

Wir entwickeln innovative Settings und Methoden für die Lehre sowie den Unterricht.

Einer ihrer Forschungsschwerpunkte liegt auf dem Planspiel, mit dem Geschäftsmodelle auf spielerische Art und Weise umgesetzt werden können. Das Arbeiten in Kreativräumen ist ein Teil davon.

Anders lernen in Kreativräumen

Kreativräume wie der White Room schaffen neue Kommunikationsstrukturen. „Die Teilnehmer kommen bereits ganz anders in den Raum“, weiß Krajger. Die offene Gestaltung gibt Freiraum für flexibles Arbeiten und breiteres Denken. Es gibt Ecken, in denen sich die Teilnehmer für Gruppenarbeiten zurückziehen können. Dann wird wieder etwas gemeinsam im Plenum erarbeitet und auf die Wand geschrieben.

Alles ist ständig in Bewegung.

Das bringt für Lehrende neue Herausforderungen mit sich und erfordert andere Methoden. „In den Kreativräumen verändert sich die eigene Rolle. Es geht darin nicht um das klassische Wissen vermitteln in Form von Vorträgen, sondern viel mehr um das Begleiten der Gruppe. Als Lehrender ist man dabei viel stärker für die Gestaltung der Arbeitsbeziehung untereinander zuständig.“ Zwischendurch wird es auch mal lauter oder chaotischer im Raum. Das müssen Vortragende auch aushalten können.

Vorteile von Kreativräumen

Gerade bei langen Lehreinheiten, wie es bei berufsbegleitenden Lehrgängen häufig der Fall ist, kann mithilfe des White Rooms die Energie der Teilnehmer länger gehalten werden. Das Ambiente und die Abwechslung wirken der Müdigkeit entgegen. Durch das eigene Tun sind die Teilnehmer intensiver bei den Aufgaben dabei.

„Räume mit beschreibbaren Wänden helfen, in die Tiefe zu gehen. Mit einem Flipchart hat man nur begrenzten Platz zur Verfügung und es fehlt der Blick auf das Ganze“, weiß Krajger. Auch die Möglichkeit mit verschiedenen Materialien zu arbeiten, weckt die Kreativität. Mal kann mit Kärtchen präsentiert werden, mal mit Post-its weitergedacht werden. Damit das aber gelingt, müssen zuerst Lehrende und Teilnehmer mit dem Raum vertraut werden.

Einlassen auf Neues

Bereits zwei Stunden vor dem Start ist Ines Krajger in den White Room gekommen, um sich vorzubereiten. „Als Lehrender muss ich mich mit dem Raum auseinandersetzen und ein Gefühl dafür bekommen“, sagt Krajger. Das ist der große Unterschied zu herkömmlichen Seminarräumen. Lehrende müssen im Vorfeld genau überlegen, wie sie den Raum in die Vermittlung der Inhalte miteinbeziehen. „Das ist der Schlüssel“, sagt Krajger. Kreative Lernumgebungen sind nämlich nur dann erfolgreich, wenn Infrastruktur wie Raumgröße, Möbel und Materialien stimmig sind und das pädagogische Konzept zum Raum passt.“ Nicht alle Themen und Inhalte eignen sich gut für Kreativräume. Und nicht alle Lehrende fühlen sich mit dem Mix an Möglichkeiten wohl. Umso wichtiger sei es, vorab eine Raumeinführung zu bekommen. „Lehrende müssen den Raum zuerst einmal selbst erfahren und erleben. Erst dann können sie das Potenzial des Raumes nutzen und werden selbst kreativ bei der Einbindung.“

Die Kraft des Erfahrens

Solche Kreativräume lassen sich daher nicht beschreiben, sie müssen erlebt werden. Das gilt genauso für die Teilnehmer. „Es ist wichtig, dass die Teilnehmer zu Beginn mit dem Raum vertraut werden und die unterschiedlichen Medien ausprobieren“, sagt Krajger. Beim Universitätslehrgang verknüpfte sie das mit einer Variante des Brainstormings zu vier Themen. Für ein Thema wurden die Ideen auf den Boden geschrieben, für ein anderes auf die Glaswand. Dabei sei es auch gut zu wissen, wie welche Materialen richtig eingesetzt werden, sonst kann es im Kreativraum schnell zu Schäden kommen.

Es dauert aber nicht lange, bis die Teilnehmer den Dreh heraushaben. „Die Infrastruktur alleine macht den Raum nicht innovativ oder kreativ. Der Erfolg hängt von einem durchdachten Nutzungskonzept der Lehrenden ab“, sagt Krajger. Wer sich aber einmal darauf einlässt, mit den modernen Methoden zu arbeiten, wird schnell die Vorteile erkennen und den White Room nicht mehr missen wollen. Egal ob als Trainer oder Teilnehmer.

Fotos: Anita Arneitz