Auch der Kärntner Handel profitiert von E-Commerce

Noch nie war es im Handel so einfach, mittels E-Commerce in Sekundenschnelle internationale Aufmerksamkeit zu erzeugen. Und noch nie war die Angst davor so groß. Diese Hemmschwelle möchte WIFI-Trainer Markus Miklautsch Kärntens Unternehmern nehmen und durch Motivation und Mut ersetzen.

Frei nach dem Motto „Hier wird einem geholfen“ soll der WIFI-Lehrgang zum E-Commerce-Experten Kärntens Unternehmen als Grundlage dienen, in den Handelszweig der Zukunft einzusteigen. Wie setzt man einen Online-Shop auf? Welche Software ist dafür geeignet? Welche Strategie macht Sinn? Und wie kann ich meine Produkte bestmöglich mittels optimal arrangierten Fotos und prägnanten Texten in Szene setzen, sichtbar machen und gewinnbringend vermarkten?

Auf alle diese Fragen hat das Experten-Team rund um WIFI-Trainer Markus Miklautsch die Antwort. Er selbst ist auf diesem Gebiet – mit Verlaub – ein „alter Hase“. Denn der Mann weiß, wovon er redet. 1998 gründete er sein Unternehmen edvART für innovative Softwarelösungen im klassischen Handel. Der Gedanke dahinter liegt in seinem zweiten Standbein Stilmelange begründet: Dort betreiben er und seine Mitarbeiter sowohl klassisch als auch online den Verkauf von Beschlägen für Fenster, Türen und Küchen.

Zwei Bereiche, die bestens miteinander harmonieren: Nach Entwicklung des Online-Shops kann der Klagenfurter heute einen treuen Kundenstamm verteilt auf über 20 Länder vorweisen. Doch nicht nur Neukunden wurden auf den Querdenker aufmerksam, auch Google rief eines Tages an und bestellte den Kärntner kurzerhand nach Dublin, wo er seine Ideen und Visionen präsentieren konnte. Als einer von insgesamt 180 Teilnehmern aus ganz Europa. Wohl etwas, auf das er zurecht stolz sein kann.

„Wie eine zweite Filiale“

„E-Commerce soll nichts ersetzen, sondern ist vielmehr als eine Bereicherung zum klassischen, stationären Verkauf zu sehen. Man könnte es als eine zweite Filiale bezeichnen“, erklärt Miklautsch. Denn die Arbeit für die Online-Präsentation des Unternehmens ist nicht minder umfangreich: „Da geht es nicht nur darum, ein System zu installieren. Das Angebot muss aktuell gehalten werden, die digitale Auslage muss mit Fotos und Produktbeschreibung für den Konsumenten ansprechend gestaltet, das Verwalten und Vermarkten ganzheitlich durchkonzipiert sein. E-Commerce ist eine Chance und mit der Ausbildung zum E-Commerce Experten möchte ich zeigen, dass wirklich jeder Unternehmer diese Chance ergreifen und umsetzen kann.“

Gewusst wie!

Neben den E-Commerce Grundlagen, Vermarktungsstrategien, Umsetzungs- und Präsentationsmöglichkeiten, werden im Kurs im Hinblick auf Online-Bewertungen und Beschwerden Problemlösungen besprochen sowie das Arbeiten mit einem Shop und diversen Markplätzen wie dem Handelsriesen Amazon.

Blue Planet Studio/stock.adobe.com

Keine Angst vor HTML und Co.

Besondere HTML-Kenntnisse braucht man für die Ausbildung zum E-Commerce Experten nicht, grundlegende EDV-Kenntnisse reichen. Die Zusatzausbildung richtet sich an alle Branchen: Jeder, der etwas verkaufen möchte, ist in der Zielgruppe. Aktuell gibt es laut Markus Miklautsch bereits um die 150 Kärntner Betriebe, die mit Online-Shops arbeiten. Tendenz steigend.

„Die Internationalisierung durch solche Vertriebsmöglichkeiten ist ein großer Mehrwert eines jeden Unternehmens. Man hat eine wesentlich größere Ansprache und viel mehr Möglichkeiten, Kunden zu generieren. Es liegt lediglich am Tun. Denn die Logistik ist hierfür keine Ausrede, die wird den neuen Anforderungen längst gerecht. Unser Unternehmen verschickt täglich Pakete.“

Gegenargumente zum Onlinehandel, wie dass die Innenstädte dadurch aussterben, lässt Miklautsch ungern gelten: „Wenn ich von etwas in der Vergangenheit spreche, dann ist doch schon alles verloren, weil die Entwicklung offensichtlich schon bekannt war. Der Onlinehandel ist seit über 20 Jahren präsent, das Thema wird immer schneller, hochkomplexe Algorithmen ändern sich wöchentlich. Man kann von diesen neuen Geschäftsmodellen viel lernen, um diese im jeweiligen Umfeld bestmöglich zu nutzen. Dort liegt meiner Meinung eine neue Art der Zukunft für Kärnten.“

Und so neu sind diese Ideen nun auch nicht, siehe Stichwort „Same Day Delivery“: „Bevor sich der Ladenverkauf um die Jahrhundertwende endgültig durchsetzte, mussten die Verkäufer ihre Kunden ebenfalls beliefern und ihre Ware feilbieten. Heute werden die Kunden zunehmend bequemer, setzen sich an den Computer und bestellen das Wunschprodukt von der Couch aus. Es ist mehr die Umsetzung, die sich geändert hat. Der Handel ist ohnehin stetig im Wandel.“

Ohne Energie geht es nicht

Als Verkäufer muss man immer am Ball bleiben, findet Miklautsch: „Jeder sollte versuchen, täglich dieselbe Energie zu versprühen, wie am Tag der Unternehmensgründung, das macht sich letztlich bezahlt.“

Denn läuft ein Online-Shop erstmal, hat man eigentlich ein eigenes Kaufhaus generiert. Inwieweit sich dann gewisse Prozesse automatisieren lassen, liegt in der Größe des Unternehmens: „Wir selbst haben über 1800 Produkte online, aber nur zwei Angestellte. Das von uns entwickelte System entscheidet selbstständig, wie die verschiedenen Produkte in den Werbekampagnen platziert werden. Womit wir beim Stichwort Künstliche Intelligenz wären.“

Zugegeben, der Markt ändert sich schnell. Die Technik rast. Was heute in den einschlägigen Fachzeitschriften steht, kann in einem halben Jahr schon wieder längst überholt sein. Aber wer den Sprung nie wagt, wird nie wissen können, welche ungeahnte Möglichkeiten sich mittels neuer Technologien in der Vermarktung und Distribution auftun. Und wie sie mit dem Altbekannten bestens harmonieren können. Und ist es nicht ohnehin eine alte Weisheit: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt?

Titelbild: William W. Potter/stock.adobe.com