Mit voller „Craft“ voraus

Während an den weitläufigen Hängen des Lavanttals prächtige Weinreben gedeihen und in den Obstgärten des Landes eine Vielfalt an sortenreichen Früchten sprießt, braut sich in den großen und kleinen Braukellern Kärntens so einiges zusammen. „Craftiges“, um genau zu sein.

Die Kärntner zapfen sich was. Und das schon seit Jahrzehnten, denn der Bierkult hat in diesem Land eine lange Tradition. Vielerorts tüfteln junge, aufstrebende Nachwuchsbierbrauer, welche Sorte letztlich am besten mundet. Da sprudelt in Mittelkärnten das Gelter und Wimitz Bräu aus den Zapfsäulen, in Kötschach Mauthen versucht man sich im Loncium an neuen, überraschenden Kreationen, in Südkärnten sollte man unbedingt im Brauhaus Breznik vorbeischauen und im Gegendtal wird mit Begeisterung das Shilling Bier gebraut. Sie alle gehen ihren Weg derzeit mit voller „Craft“ voraus und setzen auf das Craft Beer. Ein Bier, welches in aller Munde ist, aber woher kommt der Begriff eigentlich?

Bierkult aus Amerika

Seinen Ursprung hat das Craft Beer nämlich weder in Österreich, noch im restlichen Europa. Um zu dessen Wurzeln zu reisen, muss man den Blick schon über den atlantischen Ozean Richtung Amerika wenden. Dort hatten die Menschen in den 80er Jahren die Monotonie der großen Braukonzerne nämlich schlichtweg satt und entdeckten das Bierbrauen für sich. Kleinere Hobbybrauereien, sogenannte Microbreweries, schossen wie die Schwammerl aus dem Boden und sorgten für eine beachtenswerte Vielfalt an Biersorten. Von ursprünglich 50 Brauereien stieg die Zahl rasch auf über 1800.

Kreative Brauwissenschaft

Auch in Kärnten hat sich der Trend mittlerweile etabliert. Es handelt sich dabei nicht um einen speziellen Bierstil, sondern vielmehr um eine kreative Brauwissenschaft, deren Biere mit hochwertigen Inhaltstoffen handwerklich hergestellt werden und nichts mit dem industriellen Prozess von großen Braukonzernen zu tun haben. Wenngleich diese mittlerweile ebenfalls spezielle Craftbeer im Sortiment führen. Das Hauptaugenmerk liegt auf dem Handwerk (craft = handwerklich) an sich, verbunden mit einem Pfiff Virtuosität und der richtigen Auswahl erlesener Zutaten. Der Trend gibt die Richtung vor: Weg von industrieller Massenware, hin zu charakterstarken Bieren in kleinen Auflagen. In puncto Geschmack dreht sich dabei viel ums Ausprobieren.

Hopfen + Malz + Quellwasser + Hefe = Loncium Bier

Und das mit dem Ausprobieren hat sich wohl auch Alois Planner von der Privatbrauerei Loncium gedacht, einer der Craftbeer-Pioniere in Kärnten aus Kötschach-Mauthen. Er hat vor rund 15 Jahren einfach in Omas Suppentopf begonnen, Bier zu brauen. Was zuerst als Hobby gedacht war, präsentiert sich heute als ausgereiftes Geschäftsmodell mit stetig neuen Investitionen und vielfachen Auszeichnungen, unter anderem kassierte man mehrmals Gold bei der World Beer Challenge. Gemeinsam mit Klaus Feistritzer widmet er sich nun hauptberuflich dem Gerstensaft und das mit vollem Einsatz. Aus 12 unterschiedlichen Malzsorten werden klingende Namen wie die „Gailtaler Weisse“, „Schwarze Gams“ oder „Loncium Royal Dark“ gebraut.

Österreichs „höchste“ Braukunst

Mittlerweile gibt es in Kärnten eine Vielzahl an kleinen Privatbrauereien, die sich auf diese Bierphilosophie spezialisiert haben. Bei der Herstellung und der Vielfalt scheiden sich sprichwörtlich die Geister, was wiederum für die tolle Vielfalt spricht. Denn selbst die Höhenluft der Kärntner Berge soll dem Craftbeer angeblich eine besondere Note verleihen, wie Christoph Hinteregger vom Katschberger Stamperl berichtet:

Je höher Bier gebraut wird, desto besser steht der Schaum.

Vor vier Jahren eröffnete er auf 1.670 Metern Seehöhe die höchste Brauerei Österreichs mit dem „handcrafted katsch beer“. Die Zutaten: Malz aus der Steiermark, Hopfen aus Oberösterreich und reinstes Katschberger Quellwasser. 1000 Liter können innerhalb von acht Stunden gebraut werden, zwei erfahrene Braumeister stehen Christoph mit Rat und Tat zur Seite. Die vollautomatische Schaubrauerei ist in mehrerlei Hinsicht einzigartig: Durch ein neues, patentiertes Brauverfahren wird das Bier möglichst selten umgepumpt, was einen schonenden Gärvorgang gewährleistet, dessen Resultat wiederum eine hohe Bierqualität ist.

Und selbst Festivals machen vor dem neuen Trendbier nicht halt, wie das erste „Craft-Beer-Festival“ im Klagenfurter Lendhafen im Frühjahr 2019 unter Beweis stellte. 17 der besten Craft Beer Produzenten aus Italien, Kroatien, Slowenien, der Steiermark und Kärnten präsentierten dabei stolz ihre Produkte.

Werden Sie ein Craft Beer Kenner

Wer nun noch mehr über Craftbeer erfahren möchte, sollte sich zum WIFI-Lehrgang Craft Beer Kenner anmelden. Im Zuge von zwölf Lehreinheiten wird das notwendige Know-How zum Thema Bier, Trends, Herstellung und Service vermittelt. Der Lehrgang richtig sich an alle Bierliebhaber, Mitarbeiter der Gastronomie, Hotellerie und Getränkefachhandel. Die Geschichte und Herstellung wird im Detail diskutiert, verschiedene nationale und internationale Bierstile besprochen und richtiges Bierzapfen ansprechend erklärt. Ein Ausblick auf die Trends, das richtige Bierservice sowie ein Sensorik-Training runden das „WIFI-Bierstudium“ ab. Darauf lässt es sich doch zurecht anstoßen. Zum Wohl!

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